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Archiv 11OKT 2015

Wenn eine eine Reise tut...

Mein Besuch auf der "Quinta Eanna" - dem Naturschutzprojekt Leben e.V. in Portugal

Stolzer AlgodaoStolzer AlgodaoNach dem ganzen Heckmeck um Algodao stand für mich irgendwann fest, du musst die Quintaner samt Mitbewohnern kennenlernen. Nach X Monaten des Hin und Her Schreibens, des Telefonierens, des gemeinsamen Sorgens war das die logische Schlussfolgerung.

Gedacht, getan!

Am 28.09. ging es mit Germanwings morgens um 10:05 DUS – FAO … - so gerade eben noch geschafft, denn die Autobahnen im Pott waren mal wieder dicht.

Gut das ich online eingecheckt hatte, so musste ich nur noch meinen Koffer abwerfen. Ich hatte Sorge, dass ich die Freigepäck Grenze überschreite, denn im Gepäck waren einige Überraschungen für unseren portugiesischen Patienten aber auch Leckerlis... Tja – mit 23,3 kg bin ich soeben an der Übergepäck Marke vorbei geschrammt.

Ankunft 12.15 Uhr Ortszeit in Faro – blauer Himmel, Sonnenschein... schon mal was. Transfer zum Hotel in Lagoa ca. 40 Minuten. Lagoa ist wiederum ca. 20 Autofahrminuten von der Quinta entfernt, also in relativer Nähe.

Ich hatte mir vorgenommen im Urlaub selbst nicht Auto zu fahren, dass muss ich schon für den Job - täglich 120 km one way. So bin ich im Hotel Riverside  abgestiegen. Das Städtchen Lagoa ist von dort fußläufig zu erreichen, Supermarkt um die Ecke – was will frau mehr. Ich hatte ein riesiges Appartement [Upgrade vom Hotel without any costs] sodass ich es mir die eine Woche gut gehen lassen konnte.

Für den 29.09. war der Besuch der Quinta geplant! Eigentlich sollte mich Joao chauffieren, aber wie Pläne nun mal sind, manchmal kommt es anderes als man/frau denkt. Shine musste zur OP nach Lissabon, denn die Nägel die bei ihrer OP verwendet worden waren, wuchsen langsam wieder aus dem Fell heraus, darüber hinaus lief sie schlecht. Sie bekam ihren Termin am 29.09. also machte sich Joao auf dem Weg mit ihr nach Lissabon, was Peter Johannes Opi mehr oder weniger nötigte, mich abzuholen.

Karins Ratschlag befolgend hatte ich mich in alte Klamotten geschmissen und wartete ich vor dem Hotel auf Opi, der mit einem Geländewagen vorfuhr. Von Anfang an war da zwischen uns kein Fremdeln, obwohl wir uns ja nur durch e-mailen oder telefonieren kannten, also rein ins Auto und ab durch die Mitte...

Die Quinta liegt ziemlich versteckt in den Bergen von Portimao und bis man letztendlich davor steht weiß man, dass man ohne ein geländegängiges Fahrzeug schlicht aufgeschmissen ist. Ein Bagger wäre vielleicht auch noch eine Alternative... Es ging über Stock, Stein, Geröll und winzige Pfade – bis wir schließlich vor dem Tor standen. Großes Hallo in Form von Hundegebell auf der anderen Seite! Von meiner Hundetrainerin habe ich mal gelernt, alles was große Schnauze hat erst einmal zu ignorieren – aber ...dort erwarteten mich keine Furien, sondern die Angsthasen der Quinta, Algodao eingeschlossen. Dazu muss man/frau wissen, dass im vorderen Teil des Gehöfts die Straßenhunde wohnen, die allesamt miese Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, sie sind scheu aufgrund ihrer Straßenerlebnisse und trauen erst einmal keinem, der das Gelände betritt. 

Ich wurde von allen ausgiebig beschnüffelt, manch Hosenschisser tat dies auch aus der sicheren Ferne, Nase in die Luft gereckt und den Duft der fremden Tante einfangen. Irgendwann war meine Mitbringseltasche hochinteressant, verbargen sich in ihr nicht nur eine Decke mit Algodaos Namen drauf und seiner Augensalbe, sondern auch ein paar Leckerlis.

Also erst einmal auf einen Kaffee Platz nehmen und schauen was passiert. Algodao traute sich bis auf ca. 2 Meter Radius ran, nicht ohne ein unterschwelliges Grummeln von sich zu geben. Was mich nicht wunderte, kommt da eine unbekannte Tante aufs Gehöft, die definitiv nicht zum Rudel gehört - geht ja gar nicht!!!

Lizzy beim Versuch mir in die Bluse zu krabbelnLizzy beim Versuch mir in die Bluse zu krabbelnAls erste hat sich Lizzy überwunden! Lizzy ist blind, das heißt sie konnte weder an meiner Gestik oder Mimik ausmachen ob ich ihr wohlgesonnen bin oder nicht. Zuerst stupste sie an mein Bein, dann wurde meine Hand begutachtet und als da auch noch ein Leckerli drin zu finden war, gab es auch für die anderen kein Halten mehr. Plötzlich waren Piranha, Mona und sogar Hope kaum noch zu halten. Algodao hielt vorsichtigen Abstand – man weiß ja nie, was sonst noch so aus der Tasche springen könnte.

Es tut einem schon in der Seele weh zu sehen, wie viel Überwindung es Hope gekostet hat doch ein Leckerli zu nehmen, vor Angst schlotternd. Während Lizzy versuchte permanent in meiner Bluse Platz zu finden – ich wurde beschlabbert und beschnuppert... ein grandioses Erlebnis, dieser blinde Hund gab sich völlig bei mir ab.

Nach ca. einer Stunde meiner Anwesenheit hatte sich die allgemeine Aufregung um mein da sein gelegt – Hope und Piranha hatte es sich auf der Pritsche von Bica, in der Nähe bequem gemacht. Selbst Bonny wollte jetzt unbedingt mit der neuen Tante Kontakt aufnehmen. Auch sie vor Angst schlotternd, vorsichtig annähernd, nahm ihr Leckerli und w-e-c-h. Überlegte dann noch einmal, forderte noch ein Leckerli ein und später am Abend lag sie bei mir auf dem Schoß – völlig tiefenentspannt...

Zuvor war ich mich Peter Johannes Opi auf dem s.g. Talgang – der sich aber zunächst als Hangaufstieg darstellte. Meine Fresse! Ich bin ja aussem Sauerland einiges gewohnt, aber das ging so steil bergauf, dass ich Mühe hatte mitzuhalten. Hier lernte ich den Clan kennen – Hundis die frei in der Wildbahn unterwegs und alles anderes als ängstlich sind. Ich hatte eine reizende Begleiterin – Coco... Coco war ständig um mich herum, vor mir, hinter mir, manchmal hatte ich sie zwischen den Beinen – mal stand sie wie geistesabwesend etwas höher von mir. Wenn ich sie rief „Cocoline, hier bin ich“ freute sie sich tierisch, drehte noch mal eine Extrarunde und war dann wieder bei mir. So gesehen hatte ich einen vierbeinigen Schutzengel – sie passte auf, dass ich nicht den Anschluss ans „Rudel“ verlor. Coco wurde als Welpe der Schädel eingeschlagen, an einer Mülltonne – in der sie mit ihrer Schwester Diana auch entsorgt wurde, bei beiden hat sich nur ein halbes Gehirn entwickelt. Aber das hindert sie nicht sich des Lebens zu freuen und deshalb wundert es auch nicht dass Coco hin und wieder „überlegen“ muss – "ähm...wo sind wir gerade ?!?" 

Den Hang runter bin ich mehr gerutscht als gegangen – Merke: Mokassins eignen sich nicht für einen Trip in die Pampa, so trug ich leichte Blessuren am rechten Bein davon. Unten angekommen erwartete mich der Rest der Hundebande und erst einmal wurde ich verbellt – klar, fremde Tante, trödelt hinter allen hinterher, was will die denn hier ? Einer hatte besonders große Klappe... Bernsteinfarbene Augen blitzen mich an! WAS für Augen!!! Trotzdem habe ich mich in ignorieren geübt, es dauert ca. 5 Minuten vielleicht 10, dann wurde meine Hand von Bernsteinauge angestubst verbunden mit einem ganz klaren „ey, krabble mich mal“ und das tat ich. Später erfuhr ich, dass das Winnie war...

 

 

 

COCO-line

WINNIE

Wir waren kurz am Grab von Astra, das jetzt fast mit Steinen bedeckt ist. Einen schönen roten Stein habe ich auch gefunden, aaaaber – der liegt jetzt hier bei mir auf dem Schreibtisch, im Sauerland.  Auf dem Rückweg ging es dann über die Krankenstation – alles sehr sauber und ultra-gepflegt. Hier können die Patienten in Ruhe gesund werden.  Hundis wuselt um uns herum als wir vor der Station ins Plaudern kamen, und während wir das so taten, wurde es mir auf einmal lauwarm im rechten Schuh... Pipo hatte mir ehrenhalber mal ans Bein gepinkelt …

Den Abschluss machten die Schweinis, die „Minischweine“ die ihren Namen keine Ehre machen – entpuppten sie sich als wirklich große, dicke Brummer. Peter Johannes Opi warnte kurz vor dass sie Angsthasen seien und bei Fremden sofort abhauen würden, was nur einen kurzen Blick auf sie erlauben würde. PUSTEKUCHEN!!! Die beiden Schweinis grunzten mir freundlich entgegen und bis auf einen Zentimeter kamen sie an meine ausgestreckte Hand, die scheinbar hochinteressant war. War Opi dann doch ein wenig von den Socken und ich? Mächtig stolz!!! 

Zurück auf der Terrasse der Quinta wurde ich von Karin erst einmal „ärztlich“ versorgt – die Schramme am Bein wurde sauber gemacht und mit irgend etwas eingesprüht. Opi war ein wenig entsetzt, hatte er von meinem Rutsch am/vom Hang nichts mitbekommen. Aber wie das so ist, Indianer kennen keinen Schmerz und Sauerländer an sich machen kein Trara um ne Schramme... tztztz... 

Lizzy gab sich erneut die Ehre und als ich ging hatte sie es sich in meiner Mitbringseltasche, auf meinem Pulli bequem gemacht. Karin konnte sie nur schwer überzeugen, dass das nicht ein neues Körbchen war. 

Opi brachte mich dann spät abends wieder zurück zum Hotel – eigentlich war vereinbart das wir gemeinsam Shine am 01.10. aus der Klinik in Lissabon abholen. Daraus wurde jedoch nichts, da Dr. Joao das Gangbild von Shine nicht gefiel und er befürchtete das sie möglicherweise ein Gendefekt habe. Blut wurde abgezapft - die Auswertung steht noch aus und Shine musste noch bleiben. 

Also pendelte ich mich wieder in den Urlaubs-total-relax-Modus ein – morgens um 07:30 Uhr schon die ersten Runden im Pool ziehen. Hat den Vorteil dass man/frau um diese Zeit den ganz für sich alleine hat, denn der Rest der Gäste ist ja schon aufgetakelt zum Frühstück unterwegs. Begann zwar erst um 08:00 Uhr aber der frühe Vogel fängt den Wurm, oder hat das erste heiße Croissant...

Sitze ich später an diesem Tag so auf meiner Pritsche am Pool fällt mir auf, dass der Verkehr sich auf der anderen Flussseite bis über die Brücke zurück staut. Hahaha... schreib ich ein wenig amüsiert an Karin... „bei euch gibt’s doch Stau“ - schau her, und sendete ihr ein Foto mit dem Hinweis „Ach übrigens auf der anderen Flussseite brennt es“.  Karin hat sich dann schnell schlau gemacht – und diesen Bericht ausgegraben.

Mir ist das Lachen quasi im Hals stecken geblieben, denn das Feuer war nur einen Hügel neben der Quinta, sollte der Wind drehen wären alle in erheblicher Gefahr. So sah das aus ....

 

 

Feuer aus Sicht der Quinta

Feuer aus Sicht meines Hotels gegen Abend

Ich bin nachts um 03:00 noch einmal auf gewesen und habe den Horizont Richtung Quinta nach dem Feuer abgesucht – es sah immer noch gruselig aus. Richtig schlafen konnte ich da nicht mehr... 

Also gegen 07:15 wieder aus den Federn, raus auf den Balkon eine „Schmöken“ - Blick nach oben und WOW... ein grandioses Spektakel am Himmel...

Sonnenaufgang 07:26 Ortszeit Lagoa am 02.10.2015Sonnenaufgang 07:26 Ortszeit Lagoa am 02.10.2015

 

Solche Bilder kennt man eigentlich nur aus schlechten Sience Fiction Filmen, aus den Wolken blitzt und kracht es irgendwann und üble Aliens, den Menschen das Leben schwer machen, steigen aus großen Raumschiffen. Ehrlich – man/frau fühlt sich ziemlich klein angesichts dieses Schauspiels und so blieb ich sitzen, hab meine Kamera auf den Himmel gehalten und den Sonnenaufgang eingefangen. 

Später am Tage erfuhr ich dann von Karin, dass der Brand an drei Stellen in den Bergen vorsätzlich gelegt wurde. Dies von Leuten, die der Löschhubschrauber Staffel angehören – sie werden zum Ende der Waldbrand Saison entlassen. Erst in nächsten Jahr wird die Einheit neu gebildet. Sicher, man/frau kann deren Frust verstehen, aber letztendlich habe sie aus meiner Sicht ihrer Sache eher geschadet als das es geholfen hätte. Ohne Rücksicht auf Flora und Fauna wurde versucht die eigenen Interessen durchzusetzen – dabei wurde auch in Kauf genommen das sich Menschen verletzt haben. Einen der Brandstifter hat man gefasst, die anderen beiden waren noch flüchtig – als ich abreiste, wurde der Brand noch einmal nachgelegt. Es hatte in der Nacht geregnet, sodass sich dieser schnell in den Griff bekommen ließ. 

Soweit zu meinem Reisebericht – Fazit ist: Man sollte wirklich einmal auf der Quinta gewesen sein, um sich ein Bild zu machen wie groß das alles und vor allem, wie viel Arbeit zu leisten ist. Es ist ein wenig ein Robinson Crusoe Leben – ein Insel der Glückseligkeit für alle geschundenen Fellnasen - dies mit relativer Nähe zur Zivilisation, die man haben kann, aber nicht haben muss.

Man darf aber bei all der Idylle nicht aus den Augen verlieren, dass Peter Johannes Opi und Karin die Arbeit größtenteils alleine bewältigen. Zwar hilft Joao wenn Not am Mann ist, aber auf die Dauer wird das nicht ausreichen. 

Omi und Opi haben grundsätzlich zuerst das Wohl ihrer Tiere auf dem Plan! Hin und wieder würde es jedoch nicht schaden, dass die Menschen der Quinta auch sorgsam mit sich selbst umgehen. Denn was ist wenn einer von beiden auf der Nase liegt – nicht auszudenken, beiden würde es nicht gut gehen. Und dann ???

Zuverlässige, ständige Hilfe müsste her! 

Lasst uns überlegen wie wir Hilfe vor Ort für das Projekt Leben e.V. organisieren können.

In diesem Sinne, bleiben Sie uns gewogen!

P.S.: An dieser Stelle ganz herzlichen und lieben Dank an Sabine Maack - sie hat die Decke genäht die nun Algodaos "Höhle" ziert, darüber hinaus hat Sabine das quietschegelbe Refklektorhalsband gestiftet. Wer mehr über die Arbeiten von Sabine erfahren möchte, klicke diesen >>>Link<<<

Infos zum Naturschutzprojekt Leben e.V. gibt es >>>hier<<<